Zitiert: Theater sind keine Diversitätsbeauftragten der Gesellschaft

Wer Theater mit einem Diversitätsbeauftragten der Gesellschaft verwechselt, versteht kategorial nicht, wofür es eigentlich da ist. Das wäre nicht eine Überlastung, sondern eine Fehladressierung. Vielleicht ist in den letzten Jahren manchmal der Eindruck entstanden, dass die Politik immer mehr zum Theater wird und sich das Theater umgekehrt vor allem für Diskurs und Politik interessiert. Dieser Rollentausch zwischen Politik und Theater ist nicht hilfreich. Natürlich kann Theater auch spielerisch und eskapistisch sein. Es ist ja eine ganz heilsame Erfahrung, wenn man sich mal für zwei Stunden aus der Alltagswirklichkeit wegträumen kann. Wir haben in der Kulturpolitik in den vergangenen Jahren vielleicht manchmal den Fehler gemacht, nur zu sagen, wir fördern Diversität, Nachhaltigkeit, gesellschaftlich relevante Themen, und wenn dabei auch noch Kunst entsteht: Auch fein. Das geht stellenweise bis in die Richtlinien von Förderprogrammen, setzt aber die falsche Priorität. Natürlich ist es dringend notwendig, dass wir Diversität fördern, auf allen Ebenen. Aber das gelingt mit den Mitteln der Kunst am besten, wenn wir ihrer Kraft vertrauen: Lasst uns gute Kunst fördern, dann entsteht die Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Themen von selbst. Die meisten Künstler und Künstlerinnen haben doch von sich aus ein Interesse daran, gesellschaftliche Relevanz zu entwickeln.

Es wäre jedenfalls ein grobes Missverständnis, von einer Theateraufführung oder einer Ausstellung zu erwarten, dass sie Safe Spaces sind, die mich auf keinen Fall irritieren dürfen. Wenn wir erwarten, dass garantiert nur das moralisch oder politisch eindeutig Richtige auf die Bühne kommt, wäre das eine kunstferne Verengung.

Carsten Brosda, sueddeutsche.de, 23.01.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)