Es ist aber kein selbst erwirtschaftetes Geld. Und nun erfährt man eben, dass Menschen – und das ist im Fall Schlesinger passiert und passiert nach wie vor, das ist ja nur die Speerspitze – mit geschenktem Geld eine Vetternwirtschaft bestreiten. Das ist eigentlich so ein sozialistisches Modell, das kenne ich noch aus der DDR. Da ruht man sich aus, da richtet man sich ein. Wenn du als Festangestellter im Öffentlich-Rechtlichen mit etlichen Tausend Euro im Monat rechnen kannst und auch nicht von Arbeitslosigkeit bedroht bist, dann wirst du diesen Stuhl um Gottes willen nicht aufs Spiel setzen. Du sitzt das aus bis zu deiner Pension, gleichzeitig läuft der Hausbau, die Kinder werden größer, die Hobbys teurer. […]
Die Redakteure aber entscheiden, welche Filme produziert werden und welche nicht. Dort auf den Tischen in einem Stapel Drehbücher warten vielleicht zwei richtig fette Knaller, die nicht finanziert werden oder die mit einem Zehntel des Budgets gedreht werden, das sie bräuchten. Und das ist schade. Dabei gibt es sie doch, die risikobereiten, experimentierfreudigen Leute in der Branche. Da liegt für mich die Tragik und ich hoffe auf Veränderung. Ich finde es gut, dass dieses Modell jetzt aufgebrochen werden wird, dass das bröckelt. Ich könnte mir vorstellen, dass da in einigen Jahren nur ein paar Free-TV-Sender übrig sind, die Headlines durchschicken, der Rest ist nur noch Streaming.
Uwe Preuss, taz.de, 13.11.2022 (online)