Troller hat die Möglichkeiten der psychologischen Fernsehreportage tiefer ausgelotet, in Gesprächen mit Kopfgeldjägern und Landbriefträgern, mit Künstlern wir Georges Simenon, Serge Gainsbourg oder Catherine Deneuve. Wallraff hat sich in seinen Rollenreportagen stärker mit körperlichem Einsatz, manchmal unter Lebensgefahr, in den täglichen Terror von Arbeitswelt und Diktaturen begeben. Doch auch Troller hat sich nie als unpolitisch verstanden, hat über die Elendsquartiere der Migranten in Paris berichtet, Arthur Miller zum Auschwitz-Prozess und der deutschen Schuld befragt und sehr früh über Charlotte Salomon berichtet, die von den NS-Schergen ermordete Malerin.
Lutz Hachmeister, sueddeutsche.de, 30.9.2022 (online)