Wir haben in den letzten Tagen noch einmal Trumps Propagandamethode wie unter einem Brennglas gesehen – Realitätszensur durch Rauschen, Verwirrung durch die permanente Produktion von Nonsens-News, Aufstachelung zur Gewalt durch Verschwörungstheorien und die Umdeutung der bloßen Meinung zum gesicherten Faktum. So wird irgendwann unklar, was eigentlich stimmt. Und in der allgemeinen Ermüdung und Orientierungssehnsucht taucht dann der König im Behauptungsbusiness wieder auf – und ordnet die Welt mit seinen Schwarz-Weiß-Formeln, die jeder sofort begreift. Dies ist Trumps Erfolgsrezept – die Gleichzeitigkeit von Total-Verwirrung und Brachial-Orientierung. Und da viele seiner Unternehmen, wie wir aufgrund der Recherchen der New York Times wissen, finanziell massiv in Schieflage sind und er vor allem als Bullshitter im Mediengeschäft erfolgreich ist, wird er seine Methode weiter anwenden. Aber nicht notwendig, um tatsächlich Politik zu machen, sondern um Geld zu verdienen. Ich rechne damit, dass der Noch-Präsident versuchen wird, ein eigenes Medienunternehmen zu gründen, um direkter zu kassieren und jede Inszenierungskontrolle abzustreifen. Die Spaltung der Gesellschaft wäre hier weniger ein ideologisches Programm, sondern eher zentrales Geschäftsmodell.
Bernhard Pörksen, philomag.de, 08.01.2021 (online)