CDU-Politiker kritisieren die Entscheidung, Moderatorin Ruhs zu ersetzen. Doch der ÖRR sollte weder rechts noch links sein, sondern machtkritisch. […]
Die Öffentlich-Rechtlichen müssten „handwerklich guten Journalismus“ machen, so Brandenburg. Man sollte sagen, „was ist und nicht, was von uns gewünscht ist“. Dann schreibt er: „Und ja, es geht auch darum, zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind.“
Es ist interessant, wie offen Stefan Brandenburg seine fehlende journalistische Unabhängigkeit zur Schau stellt: Er verlangt, dass Berichterstattung sich an dem orientieren muss, was gerade politische Mehrheit ist. Sein Post kann auf zweierlei Weisen interpretiert werden. Entweder Brandenburg sagt, dass die Öffentlich-Rechtlichen bisher nicht unabhängig berichtet haben. Oder er sagt, dass sie es ab jetzt nicht mehr tun sollen. In jedem Fall fällt er den vielen Journalist:innen, die sich tagaus, tagein um unabhängige Berichterstattung bemühen, in den Rücken. […]
Der NDR hat, das nur nebenbei, Ruhs durch die Moderatorin Tanit Koch ersetzt, mit deren konservativer Vergangenheit bei Bild und Focus die ARD nun wirbt. Und damit demonstriert die ARD, ähnlich wie Stefan Brandenburg, dass sie den zentralen Wert von Journalismus nicht in seiner Unabhängigkeit sieht. Unabhängiger Journalismus ist weder rechts, links oder konservativ. Er ist nur eines: machtkritisch.
Gilda Sahebi, taz.de, 22.09.2025 (online)

