Sprache ist unser Handwerkszeug, wir müssen achtsam damit umgehen. Aber das passiert oft nicht. Ein aktuelles Beispiel: Die Neuen deutschen Medienmacher*innen verleihen heute Abend die Goldene Kartoffel an eine Dokumentation vom SWR, in der es um Russlanddeutsche geht. Die Doku steht stellvertretend für die unterirdische Berichterstattung deutscher Medien über Russlanddeutsche und andere Zugewanderte aus dem postsowjetischen Raum. Für mich beginnt die Schieflage schon damit, dass die betroffenen Menschen auf die Frage reduziert werden: Wie stehst du zu Putin? Hier gehen Medien oft unsensibel vor – und auch unkreativ: Wie viele Berichte gab es, in denen Menschen aus postsowjetischen Ländern vor russischen Läden interviewt wurden. Man sieht immer wieder die gleichen Bilder. Man merkt, dass viele Redaktionen einfach zu wenig über diese Menschen wissen und offensichtlich auch wenig Zugänge in diese Communitys haben. Und wie oft werden in Artikeln die Begriffe Russ*innen, russischstämmig, russischsprachig, russlanddeutsch synonym verwendet – dabei stehen sie für unterschiedliche Gruppen. Da geht viel durcheinander.
Ella Schindler, journalist.de, 2.12.2022 (online)