Politiker wie Friedrich Merz framen sich als „Sachpolitiker“ – im Gegensatz zu Ideologen. Das ist Unsinn, wird medial aber trotzdem reproduziert. …. Wer fragt, was Sachpolitik ist, merkt, dass es das, was dieses Wort meinen soll, überhaupt nicht gibt. Geht es nicht bei jeder Politik immer auch um die Sache, um Inhalte? Trotz seiner erstaunlichen Leere ist das Wort ziemlich wirksam. Denn es vermag den Benutzer in ein gutes Licht zu stellen. Es bleibt der Eindruck, jener, der Sachpolitik „fordert“, zu ihr „zurückkehren“ möchte, sei besonders an der Sache interessiert und nicht an den üblichen politischen Streits… Wer Sachpolitik fordert, sagt zuerst über alle anderen aus, dass es diesen nicht um die Sache ginge. Er selbst steht da als jemand, der den Betrug aufgedeckt hat.
Eric Wallis, taz.de, 09.03.2020 (online)