Man muss auch sagen, dass die Gewinnbeteiligung schon ein besonderes Privileg der besonders Unersetzlichen ist. Für alle anderen Kreativen gilt, dass die Kassenbücher der Finanziers sie schlichtweg nichts angehen – genauso wenig, wie Verluste von ihren Konten abgebucht werden, die sie mit unverständlichen oder allzu selbstverliebten Projekten eventuell erzeugen. Das hat seine innere Logik. Wer Gewinnbeteiligung für alle fordert, müsste auch eine Verlustbeteiligung für alle in Erwägung ziehen – und davon wollen die Filmschaffenden, sofern sie nicht ohnehin ihre eigenen Produzenten sind, aus guten Gründen nichts wissen. …
Der sprichwörtliche „Deal“, an dem nicht mehr zu rütteln war, reflektierte also stets den Marktwert eines Kreativen, bevor die erste Klappe fiel – und war also retrospektiv und spekulativ zugleich. Wenn die Filmfinanziers Riesensummen bezahlten, hofften sie auf eine Wiederholung des vorangegangenen Erfolgs, auch wenn sie tatsächlich einen Flop einkauften. …
Grundregel: Richtig Geld macht man nie mit dem ersten großen Hit.
Tobias Kniebe, sueddeutsche.de, 25.2.2022 (online)