Zitiert: Verbrannte Wörter – Sprechen wir noch wie die Nazis?

Kulturschaffende, Parteigenossen, Eintopf – diese Wörter wirken harmlos, doch sie haben eine spezielle Vergangenheit. Der Autor Matthias Heine zeigt: Sie wurden geprägt in der Zeit des Nationalsozialismus. […]

Es gibt ja eine umfangreiche einschlägige Literatur, die anfängt mit Victor Klemperers „LTI“ und „Aus dem Wörterbuch des Unmenschen“ von W.E. Süskind und anderen. Beide erschienen unmittelbar in der Nachkriegszeit in den späten Vierzigerjahren und beschäftigten sich erstmals mit der Sprache des Nationalsozialismus. Die schaut man sich natürlich zuallererst an. Und dann gibt es das kaum zu übertreffende Standardwerk von Cornelia Schmitz-Berning: „Vokabular des Nationalsozialismus“. Sie weiß mehr als jede und jeder andere über nationalsozialistischen Wortgebrauch.

Ich habe mich aber bewusst – im Gegensatz zu ihr – auch für Wörter entschieden, die nicht zum offiziellen Nazi-Gebrauch gehörten, also nicht zum Mord- oder Organisations-Wortschatz, sondern eher alltagssprachliche Begriffe waren, Wörter wie „Eintopf“, „entrümpeln“ oder „Groschengrab“. […]

Wenn eine Gruppe erst einmal mit „der“ im Kollektiv-Singular angeredet wurde, dann wusste man, dass ihr Gefahr drohte. „Der“ war ein Versuch, die Individualität zu vertreiben, fast schon der Dehumanisierung. Das ist ein Phänomen sehr vieler NS-Vokabeln, dass sie die Gegner dehumanisieren.

Matthias Heine, dw.com, 19.03.2023 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)