Und dass ein prominent platzierter Verdacht immer mehr Reichweite bekommt als eventuelle spätere Entkräftungen, ist ein alter Hut. All die eben zitierten Einschätzungen dürften viele, nicht nur Journalisten teilen – und lassen es umso seltsamer erscheinen, warum der NDR proaktiv in die Defensive gegangen ist und die, nüchtern formuliert: unglückliche Position bezogen hat, kein bisschen von den Ergebnissen seiner Recherchen veröffentlichen zu wollen. Dabei stellt der NDR doch sehr viele unterschiedliche lineare und nichtlineare Sendungen und Formate für völlig unterschiedliche Zielgruppen her. Wie spektakulär man Berichte präsentiert und wie differenziert man in die Details geht, hat ja in der Hand, wer sie veröffentlicht. Erst wer aufs Veröffentlichen verzichtet bzw. es anderen überlässt, hat es nicht mehr in der eigenen Hand.
Christian Bartels, MDR Altpapier, 09.12.2024 (online)