Wie eine Analyse zeigt, spielt in der ARD-Berichterstattung über die Corona-Pandemie der Globale Süden nur eine untergeordnete Rolle. ….
Eine Auswertung der Berichterstattung der wichtigsten deutschsprachigen Nachrichtensendung, der „Tagesschau“ um 20:00 Uhr, zeigt, dass im Jahr 2020 fast die Hälfte der Sendezeit (ohne Sport und Wetter) auf das Virus und seine Auswirkungen entfiel – im Zuge der ersten Corona-Welle waren es im April des Jahres sogar ca. 80 %. ….
In der Tat berichtete die „Tagesschau“ in etwa nur 5 % ihrer Sendezeit, in der sie sich mit der Pandemie beschäftigte, über den Globalen Süden (Abb. 2), und hier v.a. über China. ….
Etwa zwei Drittel der Pandemie-Sendezeit widmete sie den Entwicklungen in Deutschland, ca. 29 % dem zum Globalen Norden gehörenden Ausland (v.a. der EU bzw. den europäischen Staaten und den USA). …..
Die „Welthungerhilfe“ z.B. wies darauf hin, dass „[s]owohl das Virus selbst als auch die damit einhergehenden Beschränkungen […] zum Hungertod von mehr als 10.000 Kindern pro Monat führen“ könnten und machte darauf aufmerksam, dass diese „stille Tragödie“ zunehmend in den Hintergrund rückte. Der „Tagesschau“-Beitrag, der in der Sendung vom 28. Juli die Warnung von UNICEF thematisierte, dass durch die Pandemie zusätzlich 6,7 Mio. Kinder bis zum Ende des Jahres unter akuter Mangelernährung leiden könnten, dauerte allerdings lediglich 25 Sekunden. Auch der Beitrag über den Welternährungsbericht zwei Wochen zuvor, in dem darauf hingewiesen wurde, dass die Gesamtzahl der Hungernden infolge der Auswirkungen des Virus im Laufe des Jahres um 130 Mio. Menschen auf dann 820 Mio. steigen könnte, war nur 35 Sekunden lang
Ladislaus Ludescher, ejo-online.de, 09.08.2021 (online)