Zitiert: Vernetzung verstört

Meine These lautet: Vernetzung verstört. Wir sehen zu viel, zu schnell, zu unmittelbar und zu direkt. Und dies alles auf einem einzigen Kommunikationskanal. Information und Emotion fließen unter den aktuellen Medienbedingungen ineinander, das gerade noch weit Entfernte kommt uns ganz nah. Es ist dieser Kollaps der Kontexte, der – neben den Extremereignissen, dem Geschehen selbst – eine mediale Tiefenursache der großen Gereiztheit darstellt.

Es bedeutet, dass die feuilletonistische These von der Isolation ganzer Milieus in algorithmisch produzierten Filterblasen nicht länger haltbar ist. Wir können uns zwar in unsere Selbstbestätigungsmilieus zurückziehen, aber den Perspektiven anderer unter vernetzten Bedingungen nicht ausweichen. Die Konsequenz: Es regiert der Filterclash, das permanente Aufeinanderprallen von Parallelöffentlichkeiten; eben dies macht gereizt. Es fehlen Abkühlungs- und Ausweichmöglichkeiten, Formen der Distanznahme.

Bernhard Pörksen, turi2.de, 18.10.2023 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)