Meine These ist, dass das Fernsehen häufig so niveaulos geworden ist, dass die Leute permanent unterfordert sind. Eine gelegentliche Überforderung, die einem zeigt, dass das noch nicht die ganze Wahrheit ist, die also Nicht-Wissen vor Augen hält und damit die Grenzen der Filterblase, kann sehr heilsam sein. Natürlich darf die Überforderung nicht zu viel werden, sonst schalten die Menschen zu Recht ab. Aber wenn das Publikum nach einer Sendung weiter darüber nachdenkt, etwas nachschlägt oder unbedingt wissen will, dann haben wir etwas richtig gemacht. Ich denke, wir leben aktuell in einer Zeit, in der man mit einer gelegentlichen Überforderung mehr erreicht. Da werden mir aber vermutlich 95 % der Menschen, die im Fernsehen arbeiten, widersprechen.
Gert Scobel, planet-interview.de, 22.11.2018 (online)