Zitiert: Verschwörungstheorien muss man in jedem Fall ernst nehmen

Und besonders dann, wenn sie sich mit sehr problematischen Vorstellungen verbinden. Sie heften sich dann an sogenannte „dicke Ideologien“ wie zum Beispiel Antisemitismus, Rassismus, Sexismus oder Autoritarismus. In diesen Fällen haben Verschwörungstheorien auch ein sehr konkretes Feindbild und können physische Gewalt gegen andere Menschen legitimieren, weil ihre Anhänger dann meinen, so gegen einen Komplott vorzugehen. In diesen Fällen können Verschwörungstheorien auch zu einem Sicherheitsrisiko werden wie zum Beispiel diejenige vom angeblichen „Großen Austausch“ der weißen Bevölkerung des Globalen Nordens. Oder sie werden sogar zu einer Gefahr für die Demokratie, wie es gerade in den USA geschieht, wo die Verschwörungstheorie von der „gestohlenen Wahl“ das Comeback von Trump möglich machte – und somit alles, was wir derzeit beobachten müssen. […]

In Deutschland sind Verschwörungstheorien derzeit vor allem ein Sicherheitsrisiko. Sie sind auch ein Symptom für die Krise der Demokratie, aber sicher nicht deren Ursache. Dazu werden sie aber im öffentlichen Diskurs oft gemacht, weil hierzulande die Vorstellung weitverbreitet ist, dass Verschwörungstheorien per se gefährlich sind. Und da versuche ich in meinem neuen Buch eine etwas differenziertere Perspektive dagegen zu halten. Denn Verschwörungstheorien können sich durchaus mit demokratiekonformen, liberalen Überzeugungen verbinden. Doch selbst dann müssen wir festhalten: Die Welt funktioniert nicht so wie Anhänger von Verschwörungstheorien glauben.

Michael Butter, M(verdi), 16.10.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)