Seit Monaten warten Buchautoren im Ausland auf ihre Honorare aus Deutschland. Weil die Verlage mit der Steuerbürokratie zu kämpfen haben. […]
Renommierte Verlage wie Rowohlt, Suhrkamp und Hanser klagen, sie könnten ihre Autoren im Ausland seit Monaten nicht bezahlen, weil der Fiskus ihre Freistellungsaufträge zu langsam bearbeitet. Es geht dabei um die Honorare an Autoren für Bücher, die ins Deutsche übersetzt werden. Deutsche Verlage müssen von den Honorarzahlungen an Autoren im Ausland pauschal 15 Prozent Quellensteuer abziehen und ans Finanzamt abführen, es sei denn Deutschland hat mit dem betroffenen Land ein Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung getroffen. In diesem Fall, der eher die Regel als die Ausnahme ist, können die Verlage für ihre Autoren eine Freistellung beantragen und das volle Honorar an die Autoren überweisen, die es dann als Einkommen in ihrem Heimatland versteuern – ein Vorgehen, das seit vielen Jahren üblich ist.
Doch die Bearbeitungszeit für die Anträge dauere immer länger, klagt der Börsenverein des Deutsche Buchhandels: Früher habe es vom Antrag bis zur Zustellung des Bescheides rund sechs Wochen gedauert, mittlerweile sind es im Durchschnitt elf Monate. In vielen Fällen dauere es sogar zwei Jahre und länger, dabei sind gesetzlich eigentlich drei Monate dafür vorgesehen.
Tillmann Neuscheler, faz.net, 20.12.2023 (online)