Zitiert: Vollkommener Bruch

Die Menschen, die einem Maximilian Krah zujubeln (…) trotz der Nachrichten über diesen Mann, müssen einen fundamentalen Bruch vollzogen haben. Nicht bloß einen äußeren Bruch mit den ‚Eliten‘ der ‚Altparteien‘, den ‚grünlinksversifften Intellektuellen‘ oder den ‚genderwahnsinnigen Frühsexualisierern‘, sondern auch einen inneren Bruch mit den Tugenden und Codes einer bürgerlichen Biografie in einer bürgerlichen Gesellschaft. Vernunft, Respekt, Anstand, ordentliche Sprache, Ehrlichkeit, Würde (…) Das Ziel solcher Veranstaltungen, so scheint es, besteht nicht in einer politischen Überzeugungsarbeit, nicht einmal allein in der rauschhaften Vereinigung der Anhängerinnen und Anhänger (die Ähnlichkeit des rechten Spektakels mit einer Sekten-Versammlung ist freilich unübersehbar); das eigentliche Ziel ist eine Feier des Bruchs (…) mit bürgerlichen Vorstellungen von Moral und Würde. Hier geht es nicht um eine Argumentation, hier geht es um rituelle Bekenntnisse, um eine finstere Abart von ‚Glauben‘ und ‚Erlösung‘. (…) Wäre der Rechtsextremismus eine ‚Meinung‘, so könnte man Hoffnung auf eine Änderung im Namen von Vernunft und Moral haben. Doch als fundamentaler ‚Glaube‘ sieht die Sache anders aus. Von Sekten wissen wir, wie schnell man in ihren Bann gelangen kann, und wie schwer es ist, sich wieder von ihnen zu befreien.

Georg Seeßlen, taz.de, 29.05.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)