Als ich vor fünf Jahren mit dem feuilletonistischen Schreiben angefangen habe, dachte ich: Vielleicht wäre das eine alternative Karriere, für F.A.Z., taz & Co. zu schreiben – das läuft doch gut. Als ich nach dem ersten Jahr einen Kassensturz gemacht habe, musste ich jedoch feststellen: Leben kann man davon nicht so richtig. Ältere Kolleg:innen erzählen, dass dies – vor der Digitalisierung und bevor die Werbeeinnahmen bei den Zeitungen und Magazinen eingebrochen sind – durchaus mal anders war.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie das heute zumindest für Neueinsteiger:innen funktionieren kann, nur als freie Kulturjournalist:innen tätig zu sein. Für eine Rezension muss man schließlich ein dickes Buch lesen und seine Gedanken dazu dann aufschreiben. Und die Honorare sind äußerst gering, niedriger als früher. Das rechnet sich nicht. Auf Twitter gab es letztens einen großen Aufruhr, als eine Kollegin offenlegte, dass sie für die Feuilleton-Aufmacherseite im Tagesspiegel 90 Euro bekommen hat.
Johannes Franzen, fachjournalist.de, 19.07.2023 (online)