Zitiert: Vom Verschwinden der Kindheit

„Kinder sind unsere Zukunft“, heißt es gern in politischen Sonntagsreden. Kinder sind jedoch nicht Zukunft, sondern Gegenwart, und in dieser Gegenwart haben sie keine Lobby, weil sie, wie Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger lakonisch feststellt, „keine Autos kaufen“. So erklärt sich womöglich auch, warum das Kinderfernsehen im öffentlichen Diskurs keinerlei Rolle mehr spielt. […]

Das spiegelt sich auch im Fernsehen wider. „Kinderprogramm führt im medialen Gesamtangebot ein Nischendasein“, sagt Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing und Vorsitzender der Jury Kindermedien beim Robert Geisendörfer Preis, dem Medienpreis der evangelischen Kirche. Selbstverständlich habe diese Altersgruppe Anspruch auf ein qualitätsvolles Angebot, doch in der Praxis sei dieses Anrecht wenig wert, wie die Entwicklung der letzten Jahre zeige. Daran ändere auch der Kika nichts. […]

Vor diesem Hintergrund stellt Hallenberger eine ketzerisch anmutende Frage: „Wenn Kinderfernsehen für Kinder immer unwichtiger wird: Warum überhaupt noch Geld in den Kinderkanal investieren?“ Die tägliche Medienzeit der Kinder umfasst mehr als 120 Minuten, die sich auf TikTok, YouTube sowie Podcasts verteilen, aber auch auf das digitale Kika-Angebot, wie Programmgeschäftsführerin Astrid Plenk betont

Tilmann P. Gangloff, (M)edien, 1.3.2023 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)