„Kinder sind unsere Zukunft“, heißt es gern in politischen Sonntagsreden. Kinder sind jedoch nicht Zukunft, sondern Gegenwart, und in dieser Gegenwart haben sie keine Lobby, weil sie, wie Medienwissenschaftler Gerd Hallenberger lakonisch feststellt, „keine Autos kaufen“. So erklärt sich womöglich auch, warum das Kinderfernsehen im öffentlichen Diskurs keinerlei Rolle mehr spielt. […]
Das spiegelt sich auch im Fernsehen wider. „Kinderprogramm führt im medialen Gesamtangebot ein Nischendasein“, sagt Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing und Vorsitzender der Jury Kindermedien beim Robert Geisendörfer Preis, dem Medienpreis der evangelischen Kirche. Selbstverständlich habe diese Altersgruppe Anspruch auf ein qualitätsvolles Angebot, doch in der Praxis sei dieses Anrecht wenig wert, wie die Entwicklung der letzten Jahre zeige. Daran ändere auch der Kika nichts. […]
Vor diesem Hintergrund stellt Hallenberger eine ketzerisch anmutende Frage: „Wenn Kinderfernsehen für Kinder immer unwichtiger wird: Warum überhaupt noch Geld in den Kinderkanal investieren?“ Die tägliche Medienzeit der Kinder umfasst mehr als 120 Minuten, die sich auf TikTok, YouTube sowie Podcasts verteilen, aber auch auf das digitale Kika-Angebot, wie Programmgeschäftsführerin Astrid Plenk betont
Tilmann P. Gangloff, (M)edien, 1.3.2023 (online)