Zitiert: Wahlempfehlungen sind auch Journalismus

Wer jetzt in Deutschland argumentiert, Wahlempfehlungen seien kein Journalismus, macht es sich zu einfach. Denn selbstverständlich gehören Meinungskommentare und klare subjektive Parteinahmen und Kommentare auch in Europa zum festen Bestandteil journalistischer Tradition. Eine Wahlempfehlung ist ein selbstverständlicher redaktioneller Inhalt – genau wie etwa Leit- oder andere Meinungsartikel.

Die sind natürlich weniger neutral gehalten als etwa Nachrichtenbeiträge, aber dennoch anerkannte journalistische Darstellungsformen. Redaktionelle Beiträge und namentlich gekennzeichnete Texte sind keineswegs zwingend neutral, zumal völlige „Neutralität“ im Journalismus wie im Leben ohnehin eine Illusion ist.

Halten wir zudem fest: In den USA und überhaupt im angelsächsischen Journalismus – also beispielsweise auch in Großbritannien – sind Wahlempfehlungen, sogenannte „endorsements“ der Zeitungen vor einer Wahl die Regel, nicht die Ausnahme.

Rüdiger Suchsland, Telepolis, 29.10.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)