Erstens: Wann ist ein Krieg ein Krieg? Offenbar mit Bezug auf einen dpa-Text findet sich in vielen wichtigen Medien hierzulande die Formulierung von „US-Militäreinsätzen“ – wie zum Beispiel im rbb-Inforadio, bei tagesschau.de und auf faz.net. „Assange wird vorgeworfen, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.“
Zweitens: Welcher Verlauf der Dinge wird als der „normale“ angesehen? In denselben Nachrichtenquellen heißt es einleitend, Folgendes sei „der Plan“: „Der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Julian Assange, hat im Rechtsstreit um seine geplante Auslieferung in die USA einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen.“ […]
Warum wird in diesen Nachrichtentexten nicht geschrieben: „etwaige Auslieferung“ oder „mögliche Auslieferung“ oder „umstrittene Auslieferung“? Alles besser als „geplante Auslieferung“. Und noch besser bleibt natürlich, wenn der Kollege Julian Assange, der für den Journalismus und die demokratische Weltöffentlichkeit höchst Verdienstvolles geleistet hat, gar nicht an US-Behörden ausgeliefert, sondern sofort freigelassen wird.
Sebastian Köhler, Telepolis, 11.06.2023 (online)