Die erfahrene Zuschauerin und der geübte Leser wissen, dass Werbung Werbung ist und keine Nachricht. Und dass die Losungen, die Unternehmen für ihre Zukunft ausgeben, irgendwelche psychologischen Reize auslösen sollen, aber nicht unbedingt eins zu eins umgesetzt werden. „Mit dem Zweiten sieht man besser“, behauptet das ZDF, „unabhängig, unverzichtbar, unverwechselbar“ möchte das Deutschlandradio sein. In Berliner und Brandenburger Haushalten hören Kinder gerade hin, wenn der Sender, der in der elterlichen Wohnung Musik und Informationen bringt, diese angeblich „nur für Erwachsene“ anrichtet.
Einen Slogan, der Kind wie Greis ansprechen soll, haben sich jetzt die Strategen beim Mitteldeutschen Rundfunk, dem MDR, ausgedacht. … Was gibt es in der Welt, das allen gefällt? Und wer überhaupt sind alle? … Konkret benannt wurden die Maßnahmen nicht, heißt im Bericht der dpa. Aber gerade das Unkonkrete befördert die Schere im Kopf des eingeschüchterten Journalismus. Zu viel ist dort schon passiert. … Im journalistischen und Unterhaltungsbetrieb das bieten zu wollen, was allen gefällt, klingt eher beliebig als profiliert.
Cornelia Geißler, Berliner Zeitung, 30.01.2022 (online)