Information und Kommunikation sind entscheidende Instrumente der Macht, konstatierte der spanische Soziologe Manuell Castells in seinem wichtigen Werk über die Netzwerkgesellschaft. Da der Datenkapitalismus ein Oligopol von fünf gigantischen Netzkonzernen hervorgebracht hat, sind stark vermachtete Strukturen entstanden, deren Geschäftsmodelle letztlich auf Big Data beruhen. Die Algorithmen, die die Selektion und Präsentation von Suchergebnissen und Informationen steuern, sind darauf angelegt, ein Maximum an personalisierten Daten zu erheben, um Werbung so passgenau wie möglich zu platzieren. Die Logik der Information ist am zahlungskräftigen Konsumenten ausgerichtet, nicht am Bürger. Die Algorithmen versetzen die Nutzer in separierte digitale Realitäten, wenn diese nicht ihrerseits aktiv werden und Angebote kennen und nutzen, mit denen sie diesen Filterblasen entkommen können. Wo solche Filterblasen als vorwiegende Kommunikationsräume sich ausdehnen, wächst die Entfremdung zwischen einzelnen sozialen Gruppen und insbesondere zwischen Eliten und breiten Teilen der Bevölkerung. Gelingt es nicht, diese verschiedenen Gruppen zusammenzuführen, vertieft sich die ohnehin bereits bestehende soziale Spaltung noch weiter. Die ökonomische Macht der Intermediäre ist somit demokratierelevant, weil sie die Voraussetzungen einer demokratischen Öffentlichkeit gefährdet, ohne dass irgendeine gesellschaftliche Kontrolle diese Macht bislang einhegen konnte.
Barbara Thomaß, SWR2-Dokublog, (online)