Zitiert: Warum Journalismus nicht immer neutral sein kann

Neutralität und davon abgeleitet Ausgewogenheit, Unparteilichkeit und Objektivität als fundamentale journalistische Normen sind an sich durchaus erstrebenswerte Ziele. So legen wir in Demokratien Wert darauf, möglichst alle Stimmen im gesellschaftlichen Diskurs angemessen zu Wort kommen zu lassen. Ein Bekenntnis zu Ausgewogenheit und Unparteilichkeit kann dieser demokratischen Meinungsvielfalt zuträglich sein. Darüber hinaus sind Medien nach wie vor ein für die Gesellschaft bedeutendes Fenster in die Welt. Im Sinne der demokratischen Meinungsbildung ist es entsprechend wichtig, dass wir über Medien erfahren, wie die Welt aussieht, und nicht bloss, wie sie gemäss Journalist*innen aussehen sollte.

Erstens beisst sich ein striktes Verständnis von Neutralität mit der journalistischen Kritik- und Kontrollfunktion. Wenn Medien nur neutral sind und bereits vorhandene Informationen abbilden, können sie nicht eigenständig kritisch recherchieren, Missstände aufdecken und die Erkenntnisse in die öffentliche Debatte einspeisen. Das würde in der Konsequenz bedeuten, dass beispielsweise Investigativjournalismus nicht mehr betrieben werden darf, weil die Triebfeder hinter jeder investigativen Recherche eine normativ-wertende Haltung ist.

Marko Ković, medienwoche.ch, 12.10.2021 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)