Laut Demoskopen waren Harris und Trump vor der Wahl gleichauf, doch der Republikaner siegte klar. Dafür gibt es mehrere Erklärungsansätze. […]
Während Poker-Spieler ihre Intuition auf die Erfahrung Tausender Partien stützen, finden Präsidentschaftswahlen eben nur alle vier Jahre statt. Und auch wenn Trump 2016 und 2020 deutlich mehr Stimmen erhielt als vorhergesagt, so war Ähnliches auch 2012 geschehen: Barack Obama siegte viel klarer, als von den Meinungsforschern erwartet. Zwischen 1976 und 2020 lagen die Umfragen im Durchschnitt 2,7 Prozentpunkte daneben. […]
Bei allen Umfragen, welche die Stimmung zu einem ganz bestimmten Moment abbilden, gibt es einen Unsicherheitsbereich von zwei bis drei Prozentpunkten. Beim Blick auf die Resultate in den sieben Swing States wird klar: Trumps Zugewinne liegen fast alle innerhalb dieser „Margin of error“-Spanne. […]
Die britische Firma J. L. Partners war eine der wenigen, die neben einem Sieg Trumps auch korrekt vorhersagten, dass der Republikaner landesweit mehr Stimmen erhalten würde als Harris. Laut Mitgründer James Johnson erreichte sein Team viele Trump-Anhänger, indem es in Computerspiele-Apps Umfragen einbauen ließ, für deren Beantwortung es Punkte zum Zocken gab. Erfolgreiche Kontakte habe man auch über Online-Shopping-Websites erzielt. „Viele Trump-Fans sind Arbeiter und sehr beschäftigt, das nötige Geld für ihre Familien zu verdienen. Die sitzen nicht zu Hause neben dem Telefon“, sagte Johnson der Times.
Matthias Kolb, sueddeutsche.de, 08.11.2024 (online)