Zitiert: Warum (Sach-)Fragen zu Personenthemen werden

Die (Sach-)Fragen, um die es im Politischen tatsächlich geht, werden in Personenthemen verwandelt, um von der Komplexität der politischen Wirklichkeit abzulenken. Man möchte nicht über „Interessen“ reden, sondern über „Werte“ und „gute Absichten“, nicht über Strategie und Taktik, sondern über Freundschaft, Vertrauen und Pflichten. All diese Kategorien sind auf das politische Leben bezogen, aber mindestens lebensfern.

So versagen nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen die deutschen Medien in der elementaren Aufgabe, das politische Geschehen zu vermitteln. Also das Verhalten und Positionswechsel der Akteure zu erklären, nüchtern Für und Wider abzuwägen und den Sinn des Publikums für das tatsächliche Geschehen zu schärfen.

Stattdessen bewerten sie Geschehen und Verhalten der Akteure, verteilen Zensuren im Betragen, in Fleiß und Ehrlichkeit und verlieren zugleich das Ziel und den Erfolg der Handlungen aus den Augen.

Schließlich hat das Publikum in den Augen der Medien immer recht. Gerade die Debatte über die Schuldenbremse könnte ein Blick über die deutsche Grenze in ganz anderem Licht zeigen.

Der europäische Vergleich würde den einseitigen Sparfetischismus der Deutschen sichtbar machen.

Rüdiger Suchsland, Telepolis, 14.03.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)