Die (Sach-)Fragen, um die es im Politischen tatsächlich geht, werden in Personenthemen verwandelt, um von der Komplexität der politischen Wirklichkeit abzulenken. Man möchte nicht über „Interessen“ reden, sondern über „Werte“ und „gute Absichten“, nicht über Strategie und Taktik, sondern über Freundschaft, Vertrauen und Pflichten. All diese Kategorien sind auf das politische Leben bezogen, aber mindestens lebensfern.
So versagen nach Auffassung des Verfassers dieser Zeilen die deutschen Medien in der elementaren Aufgabe, das politische Geschehen zu vermitteln. Also das Verhalten und Positionswechsel der Akteure zu erklären, nüchtern Für und Wider abzuwägen und den Sinn des Publikums für das tatsächliche Geschehen zu schärfen.
Stattdessen bewerten sie Geschehen und Verhalten der Akteure, verteilen Zensuren im Betragen, in Fleiß und Ehrlichkeit und verlieren zugleich das Ziel und den Erfolg der Handlungen aus den Augen.
Schließlich hat das Publikum in den Augen der Medien immer recht. Gerade die Debatte über die Schuldenbremse könnte ein Blick über die deutsche Grenze in ganz anderem Licht zeigen.
Der europäische Vergleich würde den einseitigen Sparfetischismus der Deutschen sichtbar machen.
Rüdiger Suchsland, Telepolis, 14.03.2025 (online)