In Hollywood werden gerade eklatant viele Streaming-Serien abgesetzt und Ideen abgeschmettert. Das ist auch eine gute Nachricht. […]
Die Branche trennte sich zudem von zwei weiteren Alleinstellungsmerkmalen: Amazon und Netflix führten Werbung ein, was Hastings im SZ-Gespräch 2019 für seinen Dienst noch ausgeschlossen hatte. Andere Plattformen verzichten auf die Strategie, ganze Staffeln sofort online zu stellen, jetzt gibt es wieder öfter feste Sendezeiten. Und beides fühlt sich ein bisschen an wie das gute alte Fernsehen. […]
Weniger Serien – das muss allerdings nicht nur schlecht sein. Aufs Tal der Ernüchterung kann der Pfad der Erleuchtung folgen, und dann das Plateau der Produktivität. […]
Jetzt sind wieder Film-Drehbücher gefragt. Und noch eine Konsequenz: Ein Drehbuch kann jetzt wieder so schlecht sein, dass es gar nicht verfilmt wird. Die Zeiten, als Serien geordert wurden, ohne dass auch nur eine einzige Folge fertig geschrieben war, sind vorbei.
Für Kreative mag das bisweilen für Schmerzen im Hinterteil sorgen. Für Zuschauer nicht. Denn das würde bedeuten: weniger Müll und mehr Qualität.
Jürgen Schmieder, sueddeutsche.de, 18.1.2023 (online)