Zitiert: Was bedeutet eigentlich im Jahre 2024 „presseähnlich“?

Als ich mich 1982 gegen die „Tagesschau“ entschied, war völlig klar, was „Presse“ ist. Heute aber betreibt alle Welt Websites, auf denen man Texte, Bilder und Zappelzeug jeder Art findet. Die Presse, die ursprünglich gedruckte Zeitung, verliert allmählich ihren einzigartigen Charakter, der auch etwas mit ihrem Erscheinungsbild und ihren alten Produktionsbedingungen – Druckmaschine, Papier – zu tun hatte. SZ oder FAZ stehen im Netz neben Abertausenden anderen digitalen „Nachrichtenseiten“, die ähnlich aussehen, auch wenn sie inhaltlich nicht ähnlich sind. Die meisten müssen sich ökonomisch selbst tragen, andere werden querfinanziert, einige wenige werden aus dem Gebührenaufkommen bezahlt. Nur letztere sind den Verlegern zu „presseähnlich“. Das ist ein Begriff, bei dem Kriterien aus dem 20. Jahrhundert freihändig ins 21. Jahrhundert übertragen werden. Nachrichten-Websites sind nicht presseähnlich, sie sind vielmehr so, wie Websites eben heute sind. Alle Websites. Und alle Websites, die Geld verlangen, stehen nicht nur untereinander in Konkurrenz, sondern auch mit allen, die nichts kosten. Das Geschäft ist deutlich härter geworden, als es zu jenen Zeiten war, in denen noch jeder wusste, was „Presse“ ist.

Ach ja, ist eine Zeitung, die Podcasts macht, eigentlich rundfunkähnlich?

Kurt Kister, sueddeutsche.de, 10.10.2024 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)