Sie kennen sicherlich die Floskel „Wir müssen die Barrieren in den Köpfen senken“ oder „Wir müssen aufklären“, der Bevölkerung sagen, dass es Menschen mit und ohne Behinderung gibt und dass sie die gleichen Rechte haben. Auch ich habe lange geglaubt, man muss die Leute nur lange genug mit dem Thema konfrontieren, dann wird das schon. Inzwischen habe ich festgestellt, dass Aufklärung eine Stellvertreterdebatte ist. Denn es geht gar nicht darum, jemanden davon zu überzeugen, dass behinderte Menschen auch ein Recht auf Mobilität oder Bildung haben. Das sind Binsenweisheiten, die uns davon entbinden, die entscheidende Frage zu stellen: Was bzw. wer verhindert Inklusion? Menschen in der Nachbarschaft, Lehrkräfte oder die Person, die den Bus fährt, zu überzeugen, macht keinen Sinn, weil die gar nicht das Mandat haben, das zu verändern.
Raul Krauthausen, Chrismon, 03.04.2023 (online)