Zitiert: Was fehlt im Radio?

Die Livereportage! Nur beim Fußball gibt es sie noch. Laberpodcasts hingegen gibt es mehr als genug. Sie ist schnell, kann Emotionen wecken und bringt uns urplötzlich an den Ort des Geschehens. Wir sind fast leibhaftig dabei. Doch die Livereportage ist im Radio ein rares Produkt geworden, fast verschwunden, selten zu hören. Die Radioreportage, aktuell und direkt, gelangte stets ungefiltert ins Ohr. Sie war nicht ausgewogen, sondern von der Subjektivität der Reporter getragen. Diese Einzigartigkeit wird nicht dadurch ersetzt, dass Moderatoren den Satz sprechen: „Wir schalten live zu unserer Reporterin vor Ort.“ Vieles wird als live verkauft, was nicht live ist, und „geschaltet“ wird schon lange nicht mehr.

Die Ansprüche an das Medium Radio haben sich drastisch gewandelt. Radio, das ist heute eine Fülle von Podcasts. Die zeitunabhängige Nutzung, also der Abruf zu jeder Uhrzeit via Internet, hat eine neue Hörwelt geschaffen. Angeblich 63.000 Podcasts bescheren uns Durchschnittlichkeiten. Es gibt Plaudereien sonder Zahl, die sogenannten Laberpodcasts. Am besten laufen True Crime, Comedy und Satire und immer und immer wieder Kochshows. […]

Radio in Form eines Podcasts regrediert schnell zum Dudelfunk, ausgenommen die für das analoge Programm produzierten Features und Hörspiele, die einen zusätzlichen Ausspielweg erhalten.

Ansgar Hocke, faz.net, 05.07.2024 (online, paid)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)