Die Livereportage! Nur beim Fußball gibt es sie noch. Laberpodcasts hingegen gibt es mehr als genug. Sie ist schnell, kann Emotionen wecken und bringt uns urplötzlich an den Ort des Geschehens. Wir sind fast leibhaftig dabei. Doch die Livereportage ist im Radio ein rares Produkt geworden, fast verschwunden, selten zu hören. Die Radioreportage, aktuell und direkt, gelangte stets ungefiltert ins Ohr. Sie war nicht ausgewogen, sondern von der Subjektivität der Reporter getragen. Diese Einzigartigkeit wird nicht dadurch ersetzt, dass Moderatoren den Satz sprechen: „Wir schalten live zu unserer Reporterin vor Ort.“ Vieles wird als live verkauft, was nicht live ist, und „geschaltet“ wird schon lange nicht mehr.
Die Ansprüche an das Medium Radio haben sich drastisch gewandelt. Radio, das ist heute eine Fülle von Podcasts. Die zeitunabhängige Nutzung, also der Abruf zu jeder Uhrzeit via Internet, hat eine neue Hörwelt geschaffen. Angeblich 63.000 Podcasts bescheren uns Durchschnittlichkeiten. Es gibt Plaudereien sonder Zahl, die sogenannten Laberpodcasts. Am besten laufen True Crime, Comedy und Satire und immer und immer wieder Kochshows. […]
Radio in Form eines Podcasts regrediert schnell zum Dudelfunk, ausgenommen die für das analoge Programm produzierten Features und Hörspiele, die einen zusätzlichen Ausspielweg erhalten.
Ansgar Hocke, faz.net, 05.07.2024 (online, paid)