Ich bilde mir nicht ein, mit Fiction Wunder vollbringen zu können. Aber ich kann vielleicht einen kleinen Beitrag leisten. Denn das einzige, was helfen kann, ist doch die Aufarbeitung: immer wieder drüber sprechen, immer wieder den Finger in die Wunde legen. Sonst kann man diese Traumata nicht auflösen, die sich von Generation zu Generation vererben. Das erleben wir doch gerade wieder auf schrecklichste Weise in Israel und Palästina. Wir stehen fassungslos davor mit scheinbar widersprüchlichen Gefühlen. Als Deutsche aus der Enkelgeneration – mein Opa war Polizist in Polen und damit Täter – kann ich mich nur gegen jeden Antisemitismus solidarisieren. Gleichzeitig ist es eine Vollkatastrophe, wie unschuldige palästinensische Zivilisten bombardiert werden. Ich glaube, man kann das beides gleichermaßen empfinden. Damals wie heute ruht die Hoffnung darauf, dass vor allem die junge Generation Fragen stellt statt zu schweigen.
Annette Hess, dwdl.de, 14.11.2023 (online)