Klaus Wildenhahn, der Gründer und überzeugende Verfechter des rein improvisierenden „Direct Cinema“ in Deutschland, war bis Anfang der 1990er Jahre selbst Redakteur beim NDR und musste deshalb für die Idee zu seinem nächsten Film niemanden überzeugen. Seine Methode des dokumentarischen Arbeitens: interessante Menschen mit einem zentralen Konflikt finden und dann abwarten, was passiert – ins Offene arbeiten. Dafür erhielt er regelmäßig 60 Rollen unbelichtetes 16mm-Filmmaterial und konnte einfach anfangen zu drehen.
Nach heutigen Spielregeln ist es undenkbar, unter diesen Maßgaben die Freigabe der Mittel für einen Film zu erhalten. In der Branche redet man jetzt über die Protagonistinnen und Protagonisten eines Dokumentarfilms genau wie von der Besetzung eines Spielfilms.
Daniel Sponsel, critic.de, 30.03.2021 (online)