Zitiert: Was in der Kriegsberichterstattung fehlt bzw. fehlgeht

Wissenschaftliche Nachrichtenanalysen zu den Kriegen in Jugoslawien, Afghanistan und dem Irak belegen sich wiederholende Muster: enge Meinungskorridore, Nachrichten im Häppchenformat, homogene Expert:innen-Pools. Es gab auch Kriegslügen, wie imaginäre Massenvernichtungswaffen im Irak zum Beispiel. Aber selbst ohne bewusste Falschmeldungen, schrieb die Berliner Medienforscherin Sabine Schiffer neulich im Tagesspiegel, „gibt es viele Nuancen der Einfärbung (Framing) und Verdrehung“, zum Beispiel „durch Auslassen, Euphemismen, durch eine Anordnung von Fakten, die Kausalität nahelegt, oder durch Metaphern, wie die von David gegen Goliath“. So kommen Perspektiven als Wahrheiten durch. […] Wir erleben Krieg aus der Liveperspektive des Schützengrabens. Fragen danach, wer wirtschaftlich und politisch vom Krieg profitiert, fehlen. […]

Seit letzter Woche greift die Türkei Kurdengebiete im Irak an. In der „Tagesschau“ ist davon kaum etwas zu sehen. Warum? Weil dieser Krieg nicht in Europa wütet? […]

Der Kampf um Freiheit und Demokratie muss für alle Gebiete gelten, auch denen außerhalb Europas. Und ob Ukraine, Westsahara oder Kurdengebiete, Medien stehen in der Pflicht, differenziert und ohne Rückhalt über alle Konflikte zu berichten. Denn wir können nicht wissen, was nicht berichtet wird.

Mandy Tröger, berliner-zeitung.de, 25.4.2022 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)