Ich finde den öffentlich-rechtlichen Apparat zu groß, zu wenig agil. Die Gehälter an den Senderspitzen sind zu hoch, die der freien Mitarbeitenden viel zu niedrig. Die Arbeitskultur innerhalb der Sender würde von mehr Mut, Kreativität und Experimentierfreude profitieren. Denn die Öffentlich-Rechtlichen sollten in einer Welt der hyperindividualisierten Algorithmen und For-You-Pages einen Anker bilden, eine Basis sein, Informationen anbieten, die für uns alle zugänglich und relevant sind.
Ich werfe dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor, nicht genug für Diversität zu tun und Rechten eine Bühne zu bieten, indem sie ständig in Talkshows eingeladen werden, um vergeblich entzaubert zu werden. Diversität bedeutet nicht nur, ein paar Schwarzen und migrantisch gelesenen Gesichtern ein paar Rollen und kurzlebige Shows zu geben und zu hoffen, dass es reicht. Es ist ganz einfach: Wenn die Sender Diversität nicht ganzheitlich und nachhaltig denken, dann werden sich immer mehr Zielgruppen von ihnen entfernen. Diversität und Repräsentanz vor und hinter der Kamera ist kein Lifestyle-Linken-Quatsch, sondern die Voraussetzung dafür, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk alle Menschen in Deutschland erreicht und sich nicht selbst abbaut. Und wenn wir wirklich die Ungleichheiten der letzten Jahre korrigieren wollen, dann wäre es gut, wenn wir bei neuen Formaten mit neuen Gesichtern etwas mehr Geduld und Durchhaltevermögen beweisen und nicht Talkshows nach nur drei Folgen wieder absetzen. […]
Denn eines stört mich extrem: Warum werden so gute Programme aufwendig produziert, um dann nicht beworben und in einer nutzerfeindlichen Mediathek versteckt zu werden?
Anna Dushime, sueddeutsche.de, 21.11.2024 (online)