Doch die Welt verändert sich. Schon für „Delicatessen“ und „Amélie“ war es ungeheuer schwierig, Geldgeber zu finden. Einfach, weil diese Filmideen schon damals irgendwie anders waren – und teuer. Heute wären solche Produktionen gar nicht mehr möglich. Zu eigenartig, zu verschroben, zu schrullig. Für meinen letzten Film habe ich drei Jahre lang um Geld gebettelt. Und am Ende wollte Harvey Weinstein alles umschneiden. ….
Jedenfalls hat es mir irgendwann gereicht und ich fand mich damit ab, dass ich wohl nie wieder drehen würde. Im Filmgeschäft, aber auch in anderen künstlerischen Bereichen wie der Mode, haben heute nur noch Leute das Sagen, die vom Marketing kommen. Es war Netflix, die mich gerettet haben. Das Geld, das ich zur Realisierung einer Science-Fiction-Komödie brauchte, haben sie mir innerhalb von 24 Stunden überwiesen. Anfang 2022 kommt der Film heraus.
Jean-Pierre Jeunet, sueddeutsche.de, 06.08.2021 (online)