Der Junge strebt nach zukunftsfesten, generationengerechten Reformen. Er sucht nach dem Bild einer lebenswerten Gesellschaft und eines souveränen Kontinents im dritten Millennium. Er braucht die Verheißung auf das gute Leben. Zuversicht, Optimismus. Ein Gefühl davon, wie Glück in zehn oder zwanzig Jahren aussehen kann. Nur woher soll das Vertrauen kommen? […]
Es ist nicht die digitale Kampagne, die Rechtsextreme und Jugend zusammenbringt. Die Absenkung des Wahlalters war kein Fehler. Der Junge ist weder dümmer noch schlauer als der Alte. Wer TikTok verbieten will, muss auch Instagram den Kampf ansagen. Der Rechtsextreme ist nicht genial. Der Demokrat ist selbstherrlich, großspurig, herablassend. Er verweigert sich. Das wird der Demokratie noch teuer zu stehen kommen.
Diana Kinnert, berliner-zeitung.de, 12.06.2024 (online)