Zitiert: Wem nützt die Eskalation?

Ist unsere Gesellschaft tatsächlich so gespalten, wie oft behauptet wird? Der Soziologe Nils C. Kumkar erforscht, warum die Rede von der „Polarisierung“ so erfolgreich ist. […]

Weshalb ist der Begriff der Polarisierung offenbar so ergiebig, um alle möglichen Konfliktlagen zu deuten? Kumkar versteht die Dramaturgie der Polarisierung als „kommunikatives Ordnungsmuster“. Dessen Pole bilden aus Sicht des Soziologen eine Art Magnetfeld, das, einmal aktiviert, die gesamte Debatte strukturiert. Selbst wenn sich ein Großteil der Äußerungen in der „Mitte“ verortet (wo immer das ist) und dezidiert von den Extremen absetzt, bewegen sich alle Wortmeldungen in diesem Magnetfeld. Noch die Abgrenzung von der Polarisierung verweist auf die Ausstrahlungskraft der Pole – und stärkt sie damit.

Die Pointe an Kumkars origineller Analyse ist, dass er die Funktionsweise unterschiedlicher Kommunikationsräume (Social Media, Politik, Massenmedien) als Treiber der Polarisierungsdramaturgie beschreibt. Dadurch bekommt er in den Blick, dass die polarisierte öffentliche Auseinandersetzung nicht zwangsläufig ein Ausdruck gesellschaftlicher Großkrisen und feindseliger Einstellungen sein muss.

Peter Laudenbach, sueddeutsche.de, 21.08.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)