Zitiert: Wenig Gebrauch von der Pressefreiheit vor 1989?

Ich hatte Glück. Ich durfte ausreisen. Ich hatte Glück, es gab einen zweiten deutschen Staat, in dem ich willkommen war. Aber als ich bei Günter Gaus, dem großartigen Journalisten, in Hamburg am Kaffeetisch saß, um bei ihm Hilfe für meinen beruflichen Neustart zu suchen, dachte ich: Wo gehen eigentlich die Westdeutschen hin, wenn ihr Staat ihnen nicht mehr passt? Und ich sagte das auch laut.

Günter Gaus lachte. Und er fragte mich beim Pflaumenkuchen, den seine Frau gebacken hatte, nach meinen ersten Eindrücken im Westen. Meine Antwort war: Ich bin ein bisschen enttäuscht, wie wenig Gebrauch die Medien von ihrer Pressefreiheit machen. Alle schreiben dasselbe. Oft sogar wortwörtlich. Es war die Zeit kurz vor dem Mauerfall. Man konnte lesen, dass sie keine Ahnung hatten, dafür aber viel Meinung, dass sie noch nie in der DDR gewesen waren und auch wenig Lust hatten, vor Ort zu recherchieren.

Vera Sandberg, Berliner Zeitung, 27.02.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)