Vielleicht kann man sich in einem solchen Umfeld, in dem jede Seite sofort bereit ist, übers Stöckchen zu springen, besonders wenig Ironie erlauben. Andererseits glaube ich, dass die Verwirrung und Verstörung, die sie produzieren kann, auch etwas Gutes hat. Weil sie im idealen Fall zum Nachdenken anregt. Man muss sich gar nicht für eine Seite entscheiden: Man kann gleichzeitig den Erfolg von Julia Ruhs schwierig finden und die übertriebene Kritik an ihr.
Der berühmte Journalistenausbilder Wolf Schneider hat schon recht, wenn er vor dem Einsatz von Ironie warnt. Aber ich würde auch nach dem etwas anstrengenden Getöse der vergangenen Tage ungern in Zukunft darauf verzichten. Denn ich möchte meine Artikel nicht für die Leser optimieren, die sie im Zweifel nicht nur nicht verstehen, sondern auch nicht verstehen wollen.
Stefan Niggemeier, Übermedien, 29.08.2025 (online)