Bayern 2 ist ein antikes Kulturradio mit einem verwinkelten Format, ausführlichen Hintergrundbeiträgen und Radiokunst, thematisch vielfältig und damit erfolgreich. Das soll sich ändern. Der Bayerische Rundfunk sucht in diesem Programm nach Einsparmöglichkeiten. Björn Wilhelm, der am Münchner Rundfunkplatz 1 das Amt des Programmdirektors Kultur versieht, hat am 3. August gegenüber dpa »Reformüberlegungen« bestätigt, nachdem die Feuilletons über einen Brandbrief der Belegschaft berichtet hatten. Darin wird ein »Kahlschlag« befürchtet, eine ganze Reihe Sendungen soll gestrichen werden, darunter das Büchermagazin »Diwan«, die »Kulturwelt« und die Hörspielreihe »Radiotexte«. Zugunsten platter Sendeflächen, die »Bayern 2 am Morgen« oder »Bayern 2 am Abend« heißen. Wilhelm bestritt Kahlschlag und Kürzungen und bestätigte sie anschließend, indem er davon sprach, »Kulturinhalte aus Spezialsendungen in sehr stark gehörte Programme« zu verlagern. Tatsächlich tauchen die im Mitarbeiterbrief genannten Kandidaten in einem Programmschemaentwurf nicht mehr auf, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Mit einer vergleichbaren Reform wurde zuletzt RBB Kultur zerstückelt, im Herbst 2020, mit durchschlagendem Misserfolg. In den Medienanalysen der AGMA rutscht der Sender dramatisch ab, zuletzt von 79.000 auf 65.000 tägliche Hörer. Bayern 2 kam im selben Zeitraum auf beachtliche 560.000. Das wird sich ändern.
Pierre Deason-Tomory, junge-welt.de, 15.08.2023 (online)