War Deutschland vor Corona noch mehr oder weniger eine homogene Gesellschaft, hat die Zeit danach die Menschen noch stärker in Fraktionen und Unterfraktionen gespalten, die sich nicht nur gegenseitig, sondern nun auch unter sich bekriegen und zerfleischen.
Ein paar Rädelsführer haben aber dennoch überlebt, die ein wenig Orientierung im heiß laufenden Kulturkampf geben. Ein Beispiel: Die woke Fraktion, die für Migration und vegane Hafermilch wirbt, sieht ihr Vorbild immer noch im linken Comedian Jan Böhmermann. Die Greta-Thunberg-kritische Fraktion, die gerne mal in ein Schnitzel beißt und unerbittlich gegen das Gendern poltert, begeistert sich für den Comedian Dieter Nuhr. Beide Witzeerzähler werden von unseren Rundfunkgebühren bezahlt und stehen sich – politisch und ideologisch – diametral gegenüber. Der eine arbeitet fürs ZDF, der andere für die ARD. Der eine, Böhmermann, greift den anderen öffentlich an. Der andere, Nuhr, antwortet, indem er mit einer unnachgiebigen Energie die woke Kultur verspottet. Wer Deutschland verstehen will, muss beide Comedians kennen und ihre Gedankenwege verfolgen.
Tomasz Kuianowicz, berliner-zeitung.de, 22.12.2023 (Paid, online)