Ich erzähle grundsätzlich nur Geschichten, die irgendetwas mit mir zu tun haben. Ich glaube nicht mehr an dieses Prinzip: Ich gehe irgendwohin und recherchiere etwas, und dann mache ich einen Film über Leute, die nichts mit mir zu tun haben. Weil ich glaube, dass man am besten über Dinge erzählen kann, die man selbst kennt. Das ist auch das, was Wolfgang Kohlhaase immer sehr verfochten hat. Der hat mal gesagt, wenn du sozial erzählen willst, denke daran, was du im Alter von sechs Jahren aus dem Küchenfenster gesehen hast. […]
Die Sorben gibt es nicht. Genausowenig wie es die Deutschen gibt. Eigentlich ist es vermessen zu sagen, man macht einen Film über Sorben. Wenn jemand sagen würde, ich mache einen Film über die Deutschen, den würde man auslachen. Genausowenig kann man einen Film über die Sorben machen. Aber ich kann einen Film über die Suche nach Wurzeln machen. Und das ist es eigentlich am Ende.
Grit Lemke, Feinschnitt (MDR Filmpodcast), 26.12.2022 (online)