Die Skepsis gegenüber den ö/r Medien hat aber auch mit Ästhetik zu tun, damit, wie wir Geschichten erzählen. Häufig behauptet im TV-Dokumentarismus ja ein auktorialer Erzähler, wie man das Gesehene bewerten soll. Dadurch hören wir den Protagonisten nicht wirklich zu, wir interpretieren Bilder nicht selbst, sondern meist sagt uns ein älterer Mann mit ehrfurchtgebietender Stimme, wie wir sie verstehen sollen. Genauso wirkungsvoll ist der Einsatz der gefühlt immer gleichen, emotionalisierenden Musik die den Zuschauer fesseln soll und ihm gleichzeitig die Botschaft schon unterschummelt. Diese Strategien nähren inzwischen bei vielen Zuschauern Unmut. Dass dieser Unmut sehr viel mit der Form, der Ästhetik zu tun hat ist den meisten Programmverantwortlichen aber gar nicht klar, da bin ich mir ziemlich sicher.
Thorolf Lipp, Planet Interview, 02.12.2020 (online)