Es gab ganz viele kritische Stimmen für dieses so besondere Format, eine Sendung von drei Stunden ohne stündliche Nachrichtenunterbrechung, mit Symphonien, Konzerten und Kammermusikwerken in ganzer Länge – dass das sich bewähren sollte? Es hat sich bewährt! Das „Klassik Forum“ gibt es immer noch, so, wie es geplant war, und es hat in Spitzenzeiten mehr als 300.000 Hörer aus nicht nur dem Sendegebiet des WDR, sondern aus ganz Deutschland und sogar Europa und darüber hinaus – ein kleines Wunder. …. Sie kennen sicher das geradezu ikonische Bild zum Klimawandel: ein Eisbär auf einer schwankenden, dahinschmelzenden Eisscholle. Und ein kleines bisschen so fühle ich mich auch. Ich habe das Gefühl, dass auch meine Eisscholle, mein Habitat als Autor und Moderator, wenn sie so wollen, dahinschmilzt oder sich doch so sehr verändert, dass ich mit ihm nicht mehr Schritt halten kann. Das „Klassik Forum“ erlebt seit einiger Zeit eine Umstrukturierung will ich nicht sagen, aber eine notwendige und sicher naheliegende Weiterentwicklung. Es geht darum, neue Hörerschichten zu erreichen, gerne sollen es auch jüngere Hörer sein, das Ganze soll lebendiger, moderner und vor allem emotionaler moderiert werden, vielleicht auch kürzer, vielleicht verständlicher und weniger abgehoben. Das hat sich für mich durchaus als eine Möglichkeit herausgestellt, aber ich hab damit unglaubliche Schwierigkeiten, es ist vielleicht einfach zu lange, dass ich diese Sendung mache, und deswegen fällt es mir einfach schwer, mich diesen neuen Axiomen anzupassen und zu unterwerfen.
Michael Stegemann in WDR3, dokumentiert auf medienkorrespondenz.de, 13.03.2021 (online)