Das hat auch mit dem Wandel der Plattformen zu tun, die sich anfangs nett, freundlich und offen als sympathische Freundenetzwerke präsentierten, Medien die Möglichkeit boten, ihre Inhalte an eine größere Öffentlichkeit zu bringen, Menschen generell die Möglichkeit gaben, mithilfe der Plattformen Geld zu verdienen. Und dann war es ein bisschen wie mit dem Crackdealer hinter dem Bahnhof. Sobald sich die Abhängigkeit ergibt, steigt der Preis, unter Umständen ganz enorm.
Schon seit Jahren wird hier in jedem einzelnen Fall auf ähnliche Weise erkennbar, dass es hier nicht darum geht, gedeihlich im Wettbewerb mit anderen friedlich und immer weiter fortzuexistieren, sondern dass mit der Abhängigkeit die ökonomische Ausbeutung zunimmt, wie auch die Kontrolle, und das am Ende sogar auf die Entmachtung des Staates hinausläuft.
Damit ist es womöglich gar kein Widerspruch, wenn in den KI-Suchergebnissen immer weniger Quellen auftauchen. Es ist einfach wie mit dem Frosch, der sich langsam im Wasser kochen lässt.
Immer mehr Wissen wird durch einfache Fragen erschließbar. Das ist das Ideal der Aufklärung, daher wirkt diese Möglichkeit auf so viele Menschen anziehend.
Gleichzeitig ist es eine Illusion, denn wenn die Kontrolle darüber, was sichtbar liegt, bei einem Anbieter liegt, der sein Geld mit Werbung verdient, ist die Wahrscheinlichkeit nicht so gering, dass in die Antworten irgendwann Inhalte rutschen, für die irgendjemand, auf welche Weise auch immer gezahlt hat.
Man erkennt die Tendenz beim Blick in die heutigen Ergebnislisten der klassischen Suche. Die erste Seite besteht oft zu einem großen Teil aus gekauften Suchtreffern, hier zwar gekennzeichnet, aber was, wenn es in den KI-Antworten gar nicht auffällt, dass Bezahlinhalte reingerutscht sind? Und es müssen nicht mal bezahlte Inhalte sein, es reicht schon aus, wenn es PR-Kram ist.
Ralf Heimann, MDR Altpapier, 16.10.2025 (online)