Zitiert: Wie der Kulturjournalismus zu einem Privileg einer Elite wird

Schreiben ist eine Tätigkeit, die man eigentlich nur in der konkreten Praxis wirklich lernen kann, am besten unter der Anleitung erfahrener Autor:innen, die ein Interesse daran haben, neue Talente zu entdecken und zu fördern. Je mehr Orte, an denen das stattfindet, zerstört werden, desto mehr verschwindet die Praxis des Kulturjournalismus aus dem öffentlichen Leben.  Mit jedem Medium, das untergeht, mit jedem Format, das eingestampft wird, schwinden nicht nur die an sich schon knappen finanziellen Ressourcen, die das öffentliche Nachdenken über Kunst und Kultur möglich machen. Es werden dadurch auch Schulen des Schreibens geschlossen – Bildungsstätten der ästhetischen Erziehung. […]

Es ist ein trauriges Schauspiel, dass sich liberale Überflussgesellschaften dazu entscheiden, auf das ernsthafte öffentliche Nachdenken über Kunst und Kultur zu verzichten. Wenn die Zerstörung der Medien, wo geistreich und mit intellektuellem Anspruch über Bücher, Musik, Kunst, Serien, Film, Theater geschrieben wird, in diesem Tempo weitergeht, wird Kulturjournalismus in wenigen Jahren wieder ein reines Privileg einer Elite von Amateuren sein. Mit jedem kulturjournalistischen Medium, das kaputt gemacht wird, verschwindet auch eine soziale Infrastruktur des Austauschs. Dieser Austausch über ästhetische Erfahrungen, von denen wir irritiert oder hingerissen sind, ist eine wichtige gesellschaftliche Institution und es wäre jetzt der Moment, sich der Zerstörung dieser Institution entgegenzustellen.

Johannes Franzen, 54books.de, 01.02.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)