Der Beruf als Reporterin, den ich viele Jahre ausgeübt habe, schlaucht. Dafür kam ich auf ein durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen von 60.000 Euro. Gemessen an meiner langjährigen Berufserfahrung ist das nicht viel und ich muss dafür extrem fleißig sein.
Die meisten Kollegen erhalten eher weniger, ich schätze um die 40.000 bis 50.000 Euro pro Jahr. […]
Nach so vielen Dienstjahren, wie ich sie habe, bekommen Festangestellte rund 100 Euro mehr pro Tag. Sie können krank sein ohne finanzielle Einbußen. Die Freien erhalten bei Krankheit nur einen Zuschuss, diejenigen ohne sogenannten Rahmenvertrag werden sozialversicherungstechnisch Tageweise an und abgemeldet. […]
Der Tagessatz für einen Abendschau-Reporter beträgt 320 Euro. Dazu gehört oft eine unbezahlte Vorbereitung der Themen. Wer gut im Geschäft ist, bekommt acht bis zehn Reporterdienste im Monat. Dann hat man brutto etwa 3.000 Euro zusammen. Daneben muss man sich, wie ich, über andere Redaktionsdienste und das Erstellen von Magazinbeiträgen noch andere Einkommensmöglichkeiten erschließen. Hier liegen die Tagesspauschalen bei etwa 250 Euro. Ich kam auf 15 bezahlte Arbeitstage, oft musste ich aber an den freien Tagen Organisatorisches erledigen.
Geld ist für mich und viele Journalisten, die ich kenne, nicht der treibende Faktor. […]
Ungerecht finde ich außerdem, dass freiberufliche Reporter keine Sonn und Feiertagszuschläge bekommen. Das liegt grob vereinfacht gesagt an einer Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften. Aber wenn ich bedenke, welche kreativen Konstrukte die Geschäftsleitung geschaffen hat die Bonuszahlungen -, dann wäre es auch möglich, den unteren Ebenen Zuschläge zuzusichern.
Saara von Alten, tagesspiegel.de, 28.11.2022 (online)