Die Reportage-Formate von funk gehören zu den erfolgreichsten Produktionen des öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks. OBS-Studie analysiert erstmals alle Beiträge zwischen 2016 und 2022 von Y-Kollektiv, STRG_F, reporter, follow me.reports und Die Frage.
Ergebnis: die Formate nutzen eine ungewöhnliche Journalismus-Form, sind dabei aber in sich geschlossen und kohärent. Erzählerische Tiefe und authentische Subjektivität sind Stärken der Beiträge.Empirischer Befund zeigt aber auch Lücken in der Darstellung und identifiziert thematische sowie geografische Verengung als Schwachstellen […]
Sie alle praktizieren eine sehr spezielle Form des Journalismus, die auf offenen ‚Subjektivismus‘ und eine konsequente Personalisierung setzt. Diese Merkmale gelten vielen als Faktoren für ihren messbaren Publikumserfolg, sind aber auch immer wieder Anlass für scharfe Kritik. […]
Die meisten lokalisierbaren Beiträge sind in Großstädten angesiedelt. Ostdeutsche Bundesländer (ohne Berlin) kommen in weniger als fünf Prozent vor. Zugleich zeigen die Ergebnisse, dass auch europäische und internationale Perspektiven (14 Prozent) stark vernachlässigt werden. Handwerkliches Verbesserungspotential sieht die Studie bei der Transparenz und Reflexivität der Beiträge. „Durch das teilweise Ausklammern der großen, internationalen Welt als auch der kleinen, eher dörflichen Sozialräume, reproduzieren die jungen und innovativen Formate erstaunlicherweise klassische blinde Flecken der ‚alten’ Medienwelt“, resümiert Janis Brinkmann. […]
„Die angekündigte ‚Neuerfindung‘ von funk, die durch das ‚Herauswachsen‘ einiger Reportage-Formate und ihrer Zuschauer:innen aus der anvisierten Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen notwendig wird, sollte jedoch mindestens genutzt werden, um die aufgezeigten Kritikpunkte anzugehen“, so Jupp Legrand.
Otto-Brenner-Stiftung, 30.05.2023 (online)
OBS-Arbeitsheft 111 als pdf
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