Es gab mal eine Zeit, da konnte man Filme machen, die einen kleinen Ausschnitt der Welt einfingen und abbildeten. Ein dokumentarfilmaffines Publikum sah diese Filme, freute sich an den genauen Einblicken und ging danach noch ein Eis essen. Heute erreicht ein Film wie Elternschule auch all jene, die sich womöglich selten einen Dokumentarfilm anschauen – aber das Thema Kindererziehung mit viel Leidenschaft als ein sehr grundsätzliches begreifen. Als ein Thema, das sich in einem enormen kulturellen Wandel befindet. Und für dessen Richtung sie kämpfen. Dass die Filmemacher diesen Wandel nicht mitbekommen haben und sich bis heute wehren, das Grundsätzliche darin zu sehen, das könnte das eigentliche Missverständnis in dieser Debatte sein.
Vera Schroeder, sueddeutsche.de, 29.06.2019 (online)