Als ich vor zwanzig Jahren Redakteur der SZ wurde, war die häufigste Frage, die mir neue Bekanntschaften gestellt haben, wie denn mein Kürzel laute. Ich weiß bis heute nicht, warum das so viele Leute interessant fanden. Mittlerweile wollen die meisten wissen, ob ich mir meine Themen selbst aussuche. Manchmal schwingt in der Frage etwas mit wie: Darfst du schreiben, was du willst? Oder gibt es so etwas wie einen Meinungskorridor?
Letztlich entstehen viele Geschichten recht banal. Man sitzt an seinem Schreibtisch, sucht aus Twitter oder den großen Medien der einzelnen Ländern nach Geschichten, schaut, was so los ist. Dann schreibt man eine E-Mail an die Zentrale, mit einem Vorschlag, wie lange die Reise dauern wird, wenn man vor Ort recherchiert, und was sie kostet. Ein Nein habe ich bisher noch nie gehört. Pass gut auf dich auf, wünscht die Münchner Zentrale. Danach ist man auf sich allein gestellt, mehr oder weniger.
Bernd Dörries, sueddeutsche.de, 6.10.2022 (online)