Recherche wird oft durch Zeitdruck oder schlechte Bezahlung verhindert, oder es fehlen Leute, die hinreichend qualifiziert sind für den Berichtgegenstand. Aber klar, guter Journalismus würde differenzierter und mehr über strukturelle Probleme berichten. Es ist viel einfacher, über die Bauern zu schreiben, die mit Traktoren in die Hauptstadt fahren als über die Agrarpolitik der EU. […]
Aber wenn sie Behauptungen nicht infrage stellen, machen sie sich diese zu eigen. Journalismus polarisiert, wenn er eine falsche Ausgewogenheit herstellt. Auch in der Klimadebatte werden gerne Fakten und Meinungen verwechselt. Wenn jemand sagt, der Klimawandel sei ein gravierendes Risiko für die Menschheit, kann er das belegen. Nicht aber derjenige, der sagt, es sei alles halb so wild.
Michael Brüggemann, taz.de, 10.08.2024 (online)